„Niemand ist jemals der, der er zu sein vorgibt. Ich glaube, am meisten interessiert mich die Kluft zwischen dem, wie wir gesellschaftlich auftreten, und wie wir wirklich sind.“ – Cate Blanchett –
Treffender hätte der heutige Tagesspruch auf meinem Kalender nicht sein können. Ich bin begeistert und überrascht zugleich, dass ausgerechnet Cate Blanchett mir das Intro für meinen Blog liefert. Danke Cate : ). Denn auch mich hat schon immer interessiert, wer wirklich, wirklich vor mir steht.
„Eine Kopie ist noch lange kein Original“, dachte es sich in mir. Vor mir schmückte sich jemand mit weisen Worten und versuchte ein perfektes Bild von sich abzugeben, damit ich nicht weiter Fragen stellte. Doch ich hatte hauptsächlich Fragezeichen im Kopf, weil hier definitiv was nicht zusammenpasste. Ich konnte das Gesagte kaum fühlen – nur leere Worte.
Ich liebe es so sehr, wenn sich jemand richtig zeigen kann und es eben keine Kluft gibt, sondern nur pures authentisches Sein. Dieses wahre Sein suchte ich schon immer bei meinen Mitmenschen und ich erforschte es natürlich auch in mir – bis ins Nichts hinein und das meine ich so, wie ich es hier schreibe.
In meiner Arbeit darf ich den Menschen genau so begegnen, wie sie für dieses Leben gedacht sind. Hier ist jeder authentisch und ehrlich und es finden Gespräche auf Herzensebene statt, die automatisch Tiefgang haben. Sie suchen mich auf, weil ihre innere Stabilität/Frieden nicht mehr vorhanden ist und lassen mich rein, um zu sehen und zu wirken, damit ihr „Lebensflow“ wiederhergestellt wird. Großartig, was alles möglich ist, wenn man sich so offen und gleichzeitig leer begegnet!
Genauso offene Gespräche wünsche ich mir auch außerhalb meiner Arbeit. Doch da kommt Cate Blanchett wieder ins Spiel: Leider geben viele Menschen in der Öffentlichkeit jemand vor zu sein, der sie gar nicht sind und das ist egal in welchem Alter und in welcher Branche! Nicht nur in Schauspielkreisen, in denen sich Cate Blanchett bewegt, sondern gleich hier vor meiner und deiner Haustür, triffst du auf Menschen, die eigentlich nur ihr Selbst/ihr Original suchen. Nach außen geben sie aber etwas Anderes/Kopie ab und identifizieren sich mit der Person, die sie vorgeben zu sein.
Vor Kurzem hatte ich eine Begegnung mit einer Frau, die, während unseres Gespräches, kein einziges Mal ihre Maske ablegte. Da war sie – die Kluft. Fast nicht auszuhalten, was mir da alles verkauft wurde! Mir fiel auf, dass diese Frau schon sehr lange mit dieser Maske lebte und wahrscheinlich keine Ahnung (mehr) hatte, wer da eigentlich darunter steckt.
Was mir auch gerne begegnet, sind Menschen, die durch die Blume mit einem reden. Die erkenne ich sogar ziemlich schnell, weil ich mich an meine eigenen Blumen noch genau erinnern kann…bis es mir eines Tages zu blöd wurde, weil mich keiner wirklich verstand und hörte, was ich (eigentlich) zu sagen hatte. Durch die Blume drücken sich Menschen sehr verschachtelt aus und sind dadurch ziemlich unklar. Man möchte sein Gegenüber nicht verletzen/enttäuschen und das hat seinen Preis, weil man dabei mehr an die anderen denkt, aber dadurch sich selbst und sein Anliegen praktisch verleugnet! Diesen Preis zahle ich heute nicht mehr. Viele wollen auch nicht preisgeben, was sie in Wirklichkeit denken/fühlen, deshalb brauchen sie die Blume oder wie die andere Frau ihre Maske, um zu (über)leben.
Heute langweilen mich solche Unterhaltungen sehr! Wenn ich nicht 100 % mit der Person sprechen kann, die vor mir sitzt, sondern ich mich mit einer inszenierten Figur unterhalten muss – mit null Gefühl und null Authentizität. Echt schade! Es sitzt mir sozusagen eine Kopie gegenüber und nicht ein Original. Obwohl das Original immer da ist – ich kann es sehen, wie die Menschen darunter sind, aber das wollen sie ja eben nicht, deshalb müssen sie die ganze Zeit darauf achten, was sie sagen und wie sie es sagen. Ihr selbst aufgebautes Kartenhaus würde zusammenbrechen, wenn du ihnen die Maske/Blume nehmen würdest – es wäre für sie ein Desaster! In Wirklichkeit würden sie aber endlich anfangen sie selbst zu sein und ihr Leben leben, für das sie gedacht sind und das auf sie schon lange wartet.
Ich habe einmal ein Gespräch miterlebt zwischen einer Maske und einer Blume. Die Maske stellte jemanden dar, die sie nach außen stets gerne präsentierte: Eine starke, wortgewandte, energievolle Person, die noch dazu sehr laut war. Die Blume war zwar ein etwas angenehmerer Typ als die Maske, traute sich jedoch nie sich klar auszudrücken und sich zu positionieren, weil sie niemanden verletzen wollte, deshalb wählte sie die Kommunikation durch die Blume. Sie ärgerte sich jedoch (innerlich), weil sie nicht richtig Gehör fand und nicht ernst genommen wurde. Eine direkte und echte Verbindung war weder in die eine, noch in die andere Richtung möglich. Frau Maske nahm Frau Blume sowieso nicht wahr, da diese zu viel mit sich beschäftigt war, oder sagen wir besser mit der Figur, die sie präsentierte. Dieses Gespräch war katastrophal, aber leider keine Seltenheit. Egal ob bei Familientreffen, unter Kollegen, in Freundeskreisen oder bei Elternabenden. Diese Art von Unterhaltung gibt es überall – da könnte ich ein ganzes Buch davon schreiben.
Klare authentische Kommunikation ist wohl die schwierigste Fremdsprache, die es gibt.
Dabei ist es so einfach sie zu erlernen, wenn man alles mal abgelegt hat. Und mit alles meine ich natürlich die vielen Masken und Blumen, die nichts Anderes bedeuten als: „Ich trau mich nicht ganz zu zeigen, wer ich wirklich bin, sonst könnte ich vielleicht abgelehnt werden – nicht mehr geliebt!“ Doch wo bleibt hier die Selbstliebe, mit der die wahre Liebe erst möglich ist?! Wenn du erst mal angefangen hast dich wirklich selbst zu lieben, und damit meine ich mit allem was du bist und nicht bist, dann wird es dir völlig egal sein, was die anderen von dir denken!
Im Grunde genommen hast du nur Angst vor deiner eigenen Verletzlichkeit. Und soll ich dir was verraten? Das haben wir (fast) alle! Das geben die wenigsten nur gerne zu. Lade die Verletzlichkeit doch einmal ein und fang an sie zu lieben, denn an ihr ist nichts verkehrt. Sie macht dich echt/authentisch.
Wirkliche Selbstliebe bedeutet zu wissen, wer oder was du hinter deinem ICH (Person) bist! Wenn du das weißt, dann weißt du auch, wer oder was die anderen sind und du kannst gar nicht mehr anders als vollkommen klar und unverblümt leben und kommunizieren. Hier gibt es keine Kluft mehr – hier gibt es nur noch reines und echtes SEIN. Das, was wir sind.
Was wäre, wenn wir uns alle auf einer total “nackten” Ebene (im Jetzt) begegnen? Komplett klar ohne Masken und ohne Blumen. Wow, wäre das großartig! Es gäbe überhaupt keine Missverständnisse mehr – nur ehrliche und aufrichtige Gespräche. Und jeder wäre nur noch mit Menschen zusammen, die einem guttun.
Ihr braucht eure Masken und eure Blumen nicht! Sie blockieren euch nur und sind der Grund dafür, warum ihr noch nicht den Frieden in euch gefunden habt und meint, nicht voranzukommen! Legt sie beiseite. Probiert es aus – wagt ein Experiment! Macht der Welt, den Menschen und vor allem euch selbst ein Geschenk und zeigt, wer ihr wirklich seid – ganz pur – ohne jemand sein zu wollen – ohne Status – ganz „nackt“ und verletzlich. Ein Original statt einer Kopie.