” The Show Must Go On”

….war die letzte Single-Veröffentlichung von Queen, vor Freddie Mercurys Tod am 24. Nov. 1991. „Does anybody know, what we are living for?”, heißt es in einer Textstelle. Freddie Mercury, der den Text zu diesem Song schrieb, wusste zu diesem Zeitpunkt, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Er gab sich selbst die Antwort mit den folgenden Worten: „I guess, I´m learning.“

Die meisten Menschen stellen sich die Frage „Warum wir leben?“ erst, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden. Ansonsten schieben sie dieses Thema lieber schön weit beiseite. Dabei gehört der Tod sowas von zum Leben! Und es kann unglaublich bereichernd sein, sich schon mitten im Leben zu fragen: „Warum sind wir eigentlich hier?“ Wobei ich alleine schon in Frage stelle, woher wir denn wissen wollen, dass wir mitten im Leben stehen? Vielleicht sind wir bereits im letzten Drittel angelangt? Keiner weiß es! Und doch tun wir alle so, als würde es mit diesem Body-Mind ewig so weitergehen. Aber sicher ist, dass diese Geschichte hier, wie viele Millionen andere Geschichten auch eines Tages zu Ende sein wird. Wir wissen es alle und verdrängen es gerne, weil uns die Identifikationen mit unseren Geschichten so unglaublich wichtig sind. Doch ich frage dich ernsthaft, für was? Wenn du doch nichts mitnehmen kannst! Warum nehmen wir das alles hier so verdammt ernst, wenn es eines Tages vorbei ist? Wäre es dann nicht hilfreich, sich schon jetzt von der Identifikation seiner Person und deren Geschichte zu lösen? Ich sage: Und wie! Denn das ist gleichzeitig die Lösung vieler Probleme im Leben.

Vielleicht ist das Ganze tatsächlich nur eine Show? Ganz sicher sogar! Wenn Menschen kurz vorm Übergang stehen und sich immer mehr von der Identifikation ihres Lebens und dem Körper lösen, erinnern sie sich in diesem Moment wieder daran, warum sie hier sind, und es ist eine Art Befreiung aus einem Gefängnis, an das sie sich so sehr geklammert haben. Doch du kannst schon sterben, bevor du stirbst! Ja, das ist möglich. Dazu braucht es jedoch einen kompletten Perspektivenwechsel. Ein anderes Sehen auf all das hier, was kommt und wieder geht. Denn das alles ist tatsächlich nur eine Show. Eine ziemlich Gute, muss ich zugeben. Sodass wir sie für absolut wahr und real halten. Und sie wird immer weitergehen, ob mit uns oder ohne uns – das ist der Show ziemlich egal, denn wir sind nur Figuren, die auftauchen, spielen und eines Tages die Bühne wieder verlassen.

Während wir auf der Bühne stehen und unsere Rolle spielen, sind wir oft im Unfrieden mit unserer Figur oder mit unseren Mitspielern, dann nervt uns auch das ganze Spiel (Leben). Manchmal gefällt es uns aber auch ganz gut und es spielt sich praktisch von alleine. Was wir allerdings nicht bemerken, ist, dass sich das Stück „Spiel des Lebens“, ob in guten oder schlechten Szenen/Zeiten, immer von alleine spielt und unsere Rollen, mit den unterschiedlichen Charakteren, genauso gebraucht und gespielt werden, wie wir es tun. Doch während des Spiels sind wir uns dessen nicht gewahr – wollen es oft anders haben und versuchen es zu verbessern. Nie ist es wirklich gut genug und wenn, dann nicht lange und ein Mangel wartet in der nächsten Szene. Wir gehen in Therapien, heilen unser inneres Kind, machen systemische Familienaufstellungen, gehen in ein Ashram oder Schweigekloster, sitzen stundenlang in Meditation, überlegen uns Affirmationen, ernähren uns vegan oder vegetarisch und meinen dadurch unser Leben beeinflussen zu können.

Es gibt kaum Methoden, von denen ich hier schreibe, die ich nicht auch ausprobiert habe. Nichts davon war verkehrt – man denkt, wieder ein Stück „weitergekommen“ zu sein. Doch es gibt letztendlich nichts zu erreichen und somit auch kein Weiterkommen. Irgendwann kann es jedoch zu einem erKENNEN/erWACHEN kommen, und zwar von diesem Stück, dass sich von selbst spielt und in das wir ständig versuchen uns einzumischen.

Auf der relativen Ebene sieht es auch tatsächlich so aus, als hätten wir DAS alles selbst getan und gewählt, doch von der absoluten Sicht her kannst du sehen, dass wir niemals irgendetwas tun, geschweige denn wählen, sondern, dass alles einfach geschieht. Das heißt, wenn durch eine Therapie oder Familienaufstellung ein bestimmtes Thema geheilt wird, ein anderes Sehen durch eine Meditation entsteht oder die Ernährung umgestellt wird, dann wird dies einfach geschehen DURCH die Figur, die diese Rolle spielt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was bleibt, ist DAS, was im Augenblick durch dich/mich passiert, aber auf einer völlig unpersönlichen Ebene.

Die Show findet somit immer im JETZT statt und du reagierst nur darauf, was gerade von dir oder besser gesagt von der Rolle, verlangt wird. DAS, was du jedoch in Wirklichkeit bist, die Essenz (DAS, was die Rolle ausfüllt), muss niemals geheilt oder verbessert werden. Das Leben lebt sich immer selbst, somit kannst du dich zurücklehnen und die Show einfach genießen und sämtliche Gefühle die währenddessen hochkommen, einfach nur (aus-) fühlen und weiterziehen lassen, weil diese Gefühle nicht dir gehören. Sie erscheinen in dir und gehen wieder. Berühre sie nicht und mache sie nicht zu deinen Gedanken/Gefühlen.

Was das für eine Show ist, fragst du? Na vielleicht die Muppet Show : ).

Kennt ihr Waldorf und Statler noch? Es sind die beiden Figuren, die oben auf dem Balkon der Muppet Show immer sitzen und ihre Kommentare abgeben. Genau diese beiden Figuren sitzen in unserem Kopf! Sie sind ständig am Kommentieren über das, was wir getan haben oder nicht getan haben. Was wir besser hätten tun können oder versäumt haben. Sie sagen uns was wir richtig oder falsch gemacht haben und woran wir noch arbeiten müssen. Kennt ihr die? Auch wenn euch die Figuren vielleicht nichts sagen, so kennt ihr bestimmt das laufende Geplapper im Kopf, stimmt´s? Das Leben ist eine Art Muppet Show, in der wir alle unsere Rolle spielen – und zwar die Rolle, die von uns hier gebraucht wird. Da gibt es Kermit den Frosch, Miss Piggy, Gonzo und viele andere noch. Wir alle sind aus dem gleichen Stück Stoff – sehen nur anders aus und haben unterschiedliche Charaktereigenschaften. Jede Figur wird gespielt und das, was wir sehen, ist nur was (durch die Figur) geschieht.

Im Leben ist es nicht anders als in der Muppet Show, nur mit dem großen und entscheidenden Unterschied, dass wir denken, diese Figuren zu sein. Wir identifizieren uns so sehr mit diesem Charakter, unserem äußeren Erscheinungsbild, unserem Beruf, Bildung, Religion, Status, Bankkonto, dass wir tatsächlich vergessen, wer wir eigentlich sind! Wir vergessen sogar, dass wir aus dem gleichen Stück Stoff angefertigt sind, wie all unsere Mitspieler in dieser „Show“. Wir denken, Miss Piggy zu sein oder Kermit der Frosch oder wer auch immer, dabei werden wir einfach nur gespielt. Und was passiert, während wir denken, diese Figuren zu sein? Wir glauben alles, was die beiden alten Herren, Waldorf & Statler, von sich geben. Alle Kommentare in Form von Selbstzweifler, Richter, Antreiber, (Ver-) Urteiler, usw. bekommen Gehör und Wichtigkeit. Sie plappern unentwegt und wir geben so viel darauf, was sie sagen, dass wir gar nicht merken, wie sie unser Leben unbewusst regieren.

Das geht so weit, dass wir uns von diesen Gedanken niederdrücken lassen, bis hin zur Depression. Niederdrücken = de-pressed (Englisch)/deprimere (italiensich). Depressionen gibt es in unterschiedlichsten Stärken, damit meine ich das Gewicht. Denn wir haben das Gefühl vom Gewicht des Lebens niedergedrückt zu werden. Vom Gewicht unserer Geschichte, unserer teilweise schrecklichen Vergangenheit oder beängstigenden Zukunft. Wir glauben einem Gedanken, der uns immer wieder vorgibt, dass irgendetwas nicht richtig ist. Wir sollten ein anderes Leben führen und (schon längst) wo anders im Leben stehen. Dieses Leid ist jedoch eine Einladung. Ja, eine Einladung! Jedes Mal, wenn du dich von der Last des Lebens niedergedrückt fühlst, dann ist dieser Schmerz eine Einladung, dich wieder zurückzuführen zur Ganzheit, denn du hast dich wieder mal getrennt. Wir trennen uns ab dem Zeitpunkt, in dem wir vergessen, dass wir aus dem gleichen Stück Stoff wie alle anderen gemacht sind und meinen als Miss Piggy, etwas Minderes oder Besseres zu sein, als die anderen Figuren in der Show. So trennen wir uns auch vom Drehbuch/Leben und meinen es entweder anders spielen zu müssen oder uns widersetzen zu müssen. Beides endet im Chaos. Dabei meine ich nicht das Chaos, das einer höheren Ordnung entspringt, die wir niemals kennen. Ich meine das Chaos, wenn du dich gegen das Leben stellst.

Es sind letztendlich die geglaubten Geschichten (Ansammlung von Gedanken), mit denen wir uns identifizieren und die das Gewicht bestimmen, mit dem wir durchs Leben gehen. Wir fühlen uns gefangen in unseren eigenen Geschichten und können es manchmal nicht mehr (er) tragen, weil sich das Leben so schwer anfühlt. Nur wenn es läuft, fühlt es sich leicht für uns an und alles darf gerne so bleiben. Wird es aber nicht, weil das Leben lebendig ist und sich ständig wandelt. Doch DAS, was du bist, wandelt sich nie und hat all dem, was im Leben/auf der Bühne erscheint, schon längst zugestimmt. „Es“ weiß, dass es sich dem nicht widersetzen braucht, weil es seine Richtigkeit hat, wie es ist – sonst wäre es ja anders!

Wir Menschen, sind von unseren Rollen so überzeugt, dass wir denken in Eigenregie das Leben bestimmen zu können. So versuchen wir, immer irgendwo hinzugelangen – wo es besser ist. Wo wir endlich glücklich sind. Wo wir zufrieden sind. Wo wir uns angekommen und frei fühlen. Ich sage dir, dieses Wo, wird NIE kommen! Warum? Weil wir schon die ganze Zeit DA sind! Alles ist DA – in jedem Augenblick unsers Lebens sind wir DA. Doch wir können es nicht sehen, weil wir statt der Gegenwärtigkeit, nur Waldorf & Statler zuhören. Wir sind damit beschäftigt unser Image aufrechtzuhalten oder es verbessern zu wollen, doch das ist nicht möglich, genauso wenig wie das Leben zu kontrollieren! Denn was es immer nur gibt, ist dieser jetzige Moment, in dem die ganze Show stattfindet und immer weitergeht.

Für Freddie Mercury war es bereits Zeit, die Bühne wieder zu verlassen und eines Tages wird es für uns soweit sein, doch bis dahin, lasst uns die Show genießen, mit allem, was sie zu bieten hat…

Was für eine Rolle…was für ein Performer…was für eine geniale Show…Danke!!