Perfectly Imperfect – ist das Leben in jedem Moment, denn es ist immer perfekt indem, wie es ist und was gerade auftaucht. Auch unvollkommen ist es immer perfekt. Warum? Weil das Leben keine Fehler macht! Egal wie es sich zeigt, selbst im größten Chaos und Unglück macht es keine Fehler. Kein Mensch hört das gerne, aber gerade wenn sich das Leben „unrund“ anfühlt, läuft es dennoch immer rund. Auch ich durfte das vor Kurzem wieder erfahren. Ich ging durch ein kurzes, aber tiefes, trauriges Tal, an dem sich nichts, aber auch wirklich gar nichts richtig anfühlte und schon gleich 3x nicht perfekt!! Es tat einfach nur verdammt weh. Doch als ich mich mittendrin befand, war da Etwas, dass mich durch den Schmerz trug und von dem ich wusste, dass egal wie schwer es für mich als Mensch gerade ist, trotzdem alles nach „Regie“ läuft und die führe NIEMALS ich! Ich musste diesen Schmerz so intensiv fühlen, daran gab es kein Vorbeikommen. Er zeigte sich am ganzen Körper, um komplett gefühlt zu werden und das tat ich, bis es langsam leichter wurde.

Da war auf der einen Seite dieser heftige Schmerz in meinem Herzen und auf der anderen Seite dieses Etwas, das mit mir da durch ging. Es war deshalb für mich nicht leichter, aber ich konnte mitten im Geschehen sehen, das dies genauso wie es sich ereignete, ereignen sollte. Nichts lief verkehrt! Unperfekt wurde es für mich erst, als ich anfing über die Situation zu werten/urteilen! Nämlich, dass es anders hätte sein sollen, als es war. Ich weiß, darüber schreibe ich sehr oft, aber es ist so verdammt wichtig dies zu hören, zu verstehen und am allerbesten zu leben! Es nimmt dir zwar nicht den Schmerz, aber es hilft dir, durch schwierige Zeiten zu gehen und diese zu durchschauen.

Ich werde so oft darüber schreiben und reden, bis es bei dem ein oder anderen durchsickert – direkt vom Kopf zum Herzen. Die meisten hören zwar zu und nicken verständnisvoll, weil sie es schon von mir oder jemand anderen gehört haben, aber sobald sie wieder in ihrem Alltag abgetaucht sind, ist alles vergessen! Sie ärgern sich wieder über ihre Mitmenschen, empfinden ihr Leben als ungerecht, das Wetter ist zu schlecht, die Kinder zu nervig, der Chef ein Arsch und Geld ist auch wieder zu wenig auf dem Konto. Bis sie wieder über diese oder ähnliche Worte stolpern. Dann wachen sie plötzlich auf. Der Verstand wird in die Ecke gestellt und für eine bestimmte Zeit hält er seine Klappe.

Was bedeutet es eigentlich wach zu sein? Und ich meine so richtig wach! Wie fühlt sich Wachsein an? Es bedeutet mit allen Sinnen im Jetzt zu sein – voll gegenwärtig. Nicht als Franz oder Heidi. Nein, das hat nichts mit der Person zu tun, die diese Rolle als Mensch hier spielt. Wach sein bedeutet, in der Essenz zu sein, die du bist – die wir ALLE sind hinter unseren Rollen. Was hat das jetzt mit Perfectly Imperfect zu tun, fragst du dich? Sehr viel sogar – denn wenn du einmal die Welt mit wirklich wachen Augen gesehen hast, siehst du, dass hier nichts verkehrt läuft. Alles ist perfekt. Auch das scheinbar Unvollkommene ist perfekt, weil es genauso gedacht ist.

Ich höre wieder ein paar Zweifler: „Und was ist mit den ganz krassen Sachen, die auf der Welt passieren?“ „Wenn Krieg ausbricht oder Naturkatastrophen passieren oder ein Mensch durch einen Unfall oder Mord stirbt?“ „Was soll daran bitte perfekt sein?!?“ Das stimmt, aus menschlicher Sicht ist das alles andere als perfekt – es ist schrecklich und grauenvoll und Schmerz pur. Doch, wenn ich mir einen Moment lang eingestehe, aus unpersönlicher Sicht auf diese Welt zu schauen, völlig unschuldig und klar, dann sehe ich nur einen Film, der abläuft. Ein Film mit ganz vielen Darstellern, die alle perfekt ihre Rolle spielen. So perfekt, dass sie vergessen haben, dass sie „nur“ Darsteller dieses Films sind. Sie spielen als würde es tatsächlich um sie gehen und sie betrachten die Welt und die Menschen, als wäre etwas falsch und als würde immer etwas fehlen. Sie befinden sich in einem ständigen Mangel. In Wahrheit ist jedoch alles immer perfekt und vollkommen. Leben – so wie es ist – ist immer genug. Und auch wenn es für uns oft nicht so aussieht, aber das Leben macht keine Fehler!

Als Sterbeamme habe ich oft mit dem Thema Tod und Sterben zu tun und mein größtes Anliegen ist es, die Menschen beim Aufwachen zu unterstützen, bevor sie sterben! Es ist das wunderbarste Geschenk, dass wir bekommen können, wenn wir wach und klar sehen, was Leben wirklich bedeutet. Und wenn es überhaupt ein Wort für diese „Sichtweise/Zustand“ gibt, dann ist es Gnade oder auch Demut – das Zurücknehmen vom Ich!

Wache Menschen erkennst du daran, dass sie keine Angst vor dem Tod haben, weil er für sie nicht existiert. Und das Leben bedeutet für sie, einfach zu leben. Punkt. Sie definieren sich über nichts und niemanden mehr, weil sie wissen, dass sie das alles nicht sind. Jeder Moment ist für sie immer neu und frisch und alles, was darin erscheint, ist Perfectly Imperfect.

Es muss nicht erst am Sterbebett sein und wenn doch, dann ist dort der perfekte Moment, um das Leben zu durchschauen und von dem Traum hier aufzuwachen! Jeder Moment lädt uns dazu ein, zu sehen, dass das Leben immer richtig ist, weil derjenige, der das Drehbuch geschrieben hat, keine Fehler macht. Ja, das Leben ist vollkommen und ja, es ist auch unvollkommen – je nachdem wie wir es sehen wollen. Aber dem Leben ist es egal, wie wir es sehen. Seine Aufgabe ist es einfach den Film abspielen zu lassen und es zeigt sich in allen Facetten: lustig, schön, dramatisch, traurig, stürmisch, ruhig. Unsere Aufgabe als Darsteller ist es, uns als Heidi oder Franz zu spielen und das machen wir schon die ganze Zeit perfekt, weil wir genau da wo wir sind, dafür eingesetzt wurden, unsere Rolle zu spielen. Du bist also da, wo du gerade im Leben stehst, richtig – auch wenn es sich, aus deiner Sicht, vielleicht unperfekt und falsch anfühlt. Selbst deine Mitdarsteller wurden für dich so ausgesucht, damit ihr ein perfektes Spiel miteinander spielt.

Schlaft nicht wieder ein! Bleibt wach und durchschaut dieses Spiel. Es ist perfectly imperfect, das macht es so lebendig. Ihr würdet euch doch auch keinen Kinofilm anschauen, der von vorne bis hinten glatt läuft, ohne Höhen und Tiefen. Das wäre total langweilig und mega uninteressant! So ist es mit dem Film des Lebens auch und du, beziehungsweise deine Rolle als Darsteller XY, ist ein wichtiger Teil davon, denn sonst würde etwas Entscheidendes fehlen. Deine Rolle steht schließlich so im Drehbuch, genauso wie du sie spielst! Du kannst dich bloß nicht mehr ans Casting erinnern, an dem deine Seele teilgenommen hat. : )