Aus dem Nichts

So heißt der neue Film von Fatih Akin. Er handelt von einer Frau, die aus dem Nichts, ihren Mann und ihren Sohn bei einem Bombenanschlag verliert. Beeindruckend gespielt. Wut und Schmerz waren sogar im Kinosaal spürbar. Die Geschichte spielte nach einer wahren Begebenheit.

Im Buch „vier minus drei“ verlor eine Frau, aus dem Nichts, ihren Mann und ihre zwei kleinen Kinder bei einem Autounfall. Mein Herz war unglaublich schwer und voll Mitgefühl, als ich das Buch las. Diese Zeilen schrieb auch das Leben.

Gerade eben bekam ich eine Nachricht. Jemand schrieb: „Aus dem Nichts bekam mein Vater einen schweren Schlaganfall!“ Da war es wieder das „Aus dem Nichts“. Eben war alles noch gut, da kam plötzlich dieses „Aus dem Nichts“ um die Ecke und zerstörte ein ganzes Leben. Nur ein Augenaufschlag und nichts wird mehr so sein, wie es war.

Wenn wir unseren Alltag leben, sind viele Kleinigkeiten ganz wichtig und groß. Das Leben läuft von alleine und bis auf ein paar Hindernisse, die uns das Leben stellt, ist alles eigentlich ganz in Ordnung. Doch jederzeit kann dieses „Aus dem Nichts“ auftauchen. Ganz plötzlich. Es kündigt sich nicht groß an, sondern steht auf einmal vor unserer Tür. Wir haben es nicht eingeladen und doch wird es bleiben. Wenn wir die Zeitung aufschlagen oder Nachrichten hören, wird uns klar, dass wir es tagtäglich mit „Aus dem Nichts-Geschichten“ zu tun haben. Dort lesen/hören wir meist die Geschichten der Anderen, doch wir fühlen mit und die Angst macht sich dadurch auch in uns breit, weil das „Aus dem Nichts“ auch jederzeit bei uns vorbeischauen kann.

Es gibt natürlich auch ganz wunderbar schöne Storys im Leben, die ebenfalls aus dem Nichts entstehen. Über diese wird allerdings viel weniger in den Medien berichtet als von den schrecklichen Dingen, die sich wohl besser verkaufen. Doch von diesen schönen Geschichten gibt es viele und oft empfinden wir sie als magisch, weil aus dem Nichts plötzlich Hilfe vor uns steht und sich alles zum Guten wendet.

Vor kurzem war ich in Kopenhagen unterwegs und wir erkundeten die Stadt mit dem Fahrrad. Bei einem Bike brach plötzlich die Kette und wir konnten nicht mehr weiterfahren. Da tauchte dieses „Aus dem Nichts“ auf und ich spürte, wie wir durch diese Situation geführt wurden, denn wenige Minuten später standen wir vor einer Fahrradwerkstatt, direkt um die Ecke, die genau ein Bike zum Verleihen hatte und unser kaputtes inzwischen reparieren konnte.

Wenn wir dieses „Aus dem Nichts“ genauer untersuchen, dann taucht es meist unerwartet auf. Es hat eine Botschaft für uns, und ob sie positiv oder negativ ausfällt, scheint nicht wichtig zu sein – jedoch immer richtig. 

Für viele ist es purer Zufall oder Schicksal, wenn Situationen, ob groß oder klein, ihr Leben verändern. Ich sage, es ist beides. Und durch beides werden wir jeweils geführt, weil das Schicksal den Zufall bereits mit einschließt. Egal was dir passiert, egal was dir „zufällt“, es ist genau das, was aus dem Nichts zu dir kommen soll. Und nichts davon hast du in der Hand. Nichts hättest du anders tun können. Wir wissen nicht warum und weshalb die Dinge so passieren, wie sie eben passieren, weil wir immer nur einen kleinen Ausschnitt sehen. Wenn du sehr nah vor einem riesen großen Bild stehst, kannst du auch immer nur einen kleinen Teil davon sehen. Je mehr Abstand du nimmst, desto mehr siehst du vom ganzen Bild. Genau so ist es in unserem Leben auch. Wenn wir mit Abstand auf unser Leben schauen, gibt alles einen Sinn oder vielleicht auch manchmal nicht – zumindest nicht für uns. Und der Künstler des Bildes, ist der gleiche, der aus dem Nichts auftaucht und die Dinge geschehen lässt, wie sie geschehen sollen, weil nur Er weiß, wie das Bild im Ganzen aussehen wird, damit es in das Gesamtkunstwerk „Universum“ passt. 

Hab keine Angst vor dem „Aus dem Nichts“ und wenn doch, dann betrachte mit Abstand und vertraue dem Künstler

–  Fragst du nach dem Warum? “Das Warum gehört ganz dem kosmischen Gesetz, das schon immer gilt.” (Ramesh Balsekar) –