Richtig Zuhören!
Kannst du anderen gut zuhören? “Ja, klar!”, meinst du? Das dachte ich von mir auch, bis ich da mal genauer hinschaute. Ich finde, ehrlich gesagt, dass die wenigsten Menschen wirklich gut zuhören können! Den Meisten geht es darum, dass sie ihre Geschichte oder Meinung rüberbringen.
Ich merke sehr schnell, wenn mir jemand nicht richtig zuhört und er schon in Gedanken bei seiner Antwort oder Erzählung ist, die er mir unbedingt mitteilen möchte. Um so schöner ist es, wenn jemand mit all seinen Sinnen bei mir ist und mir aufmerksam zuhört, während ich etwas erzähle. Ich spüre ein echtes Interesse an mir und dem was ich zu sagen habe und schenke meinem Gegenüber auch mein aufrichtiges Gehör. Dies sind lebendige, frische und ehrliche Unterhaltungen. Aus diesen Gesprächen gehe ich kraftvoll heraus und empfinde diese Art von Kommunikation als besonders wertvoll.
Ich habe mich allerdings auch schon dabei ertappt, dass ich es kaum erwarten konnte, endlich meine Story zu erzählen und dabei bemerkt, dass ich meinem Gesprächspartner gar nicht mehr richtig folge. Doch was noch viel schlimmer ist, wenn Leute dich nicht aussprechen lassen und ständig ihren Mist versuchen noch unterzubringen. Man hat dabei das Gefühl, sich total beeilen zu müssen. Was für unbefriedigende Gespräche!!
Kennst du so was?
Selbst im eigenen Familien- und Freundeskreis kannst du das beobachten, ob dein Gegenüber wirkliches Interesse an dir und deiner Mitteilung hat oder, ob jemand nur fragt, um zu fragen. Viele stellen Fragen und warten gar nicht deine ganze Antwort ab. Hauptsache, man hat nachgefragt. Das steckt übrigens auch in der netten Formulierung, „Hoffe, es geht dir gut?!“. Wer das schreibt, will eigentlich gar nicht wirklich wissen, wie es dem anderen geht.
Seit vielen Jahren gehöre ich zu einer schamanischen Frauengruppe, die sich alle zwei Monate trifft. Dort habe ich ehrliches Zuhören, sehr zu schätzen gelernt. Wir sitzen dabei im Kreis zusammen und erzählen uns unsere Geschichten, die uns bewegen. Diejenige, die den sogenannten „Talking Stick“ (Redestab) hat, spricht, und die anderen hören respektvoll zu. Dabei bekommt die Rednerin, die volle Aufmerksamkeit und wird nicht unterbrochen. Es ist ein schönes Gefühl, unter Menschen zu sitzen, die dir so wirklich zuhören können. Wenn es in meiner Familie wichtige Themen gibt, die wir miteinander besprechen, kommt der Talking Stick auch zum Einsatz. Die Kinder finden das super, weil sie sich gleichberechtigt fühlen und jeder gehört wird.
Während richtiges Zuhören in meine Arbeit mit einfließt, versuche ich mich im Alltag stets daran zu erinnern. Egal, ob ich gerade mit einer Freundin telefoniere oder meine Kinder mir etwas erzählen möchten. In diesem Moment versuche ich ganz bewusst bei der anderen Person zu sein und sie zu hören. Wenn ich das Gefühl habe, dass mir jemand nicht richtig zuhört, spreche ich das mittlerweile an, statt mich darüber zu ärgern. Kinder machen das ganz automatisch. Herrlich, unsere kleinen, großen Lehrmeister!
Es gibt Menschen, die schauen dich zwar während du redest an, aber du kannst in ihrem Gesicht lesen, dass sie mit ihren Gedanken wo anders sind oder sie sind mit dem, was im Außen passiert beschäftigt. Sie schauen wo anders hin oder überprüfen alle paar Minuten ihr Handy.
Natürlich sollst du dabei ehrlich sein. Wenn du dich mit jemanden unterhältst und du trotz gutem Zuhörens bemerkst, dass dich das einfach nicht interessiert, dann gehe freundlich aus dem Gespräch, bevor du immer energieloser wirst.
Beobachte dich und dein Umfeld mal. Hören sie dir zu? Und hörst du ihnen richtig zu?
Bewusstes Zuhören. Probier´s aus!
Hörst du mir überhaupt zu? ; )