Kennst du das Gefühl, vom Leben ausgebremst zu werden? Von heut auf morgen ist dein Leben ein anderes und du weißt erst mal nicht, wie es weitergehen soll? Auf einmal geht nichts mehr und alles fühlt sich anders an als zuvor. Ein riesengroßes Felsstück scheint in deinen Lebensfluss hineingefallen zu sein und das Wasser muss sich erst wieder seinen Weg suchen.
Was ist nur los?
Warum passiert mir das alles ausgerechnet jetzt?
Habe ich etwas falsch gemacht?
Hätte ich das Felsstück kommen sehen können?
Hat es sich bereits angekündigt und ich war nur unachtsam?
Hätte ich die Situation, die dazu führte, wie es mir jetzt geht, verhindern können?
Ich denke, jede Lebensgeschichte schreibt in dem ein oder anderen Kapitel von Situationen, in denen man sich diese oder ähnliche Fragen stellt. Wir kennen sie also alle. Sie sind unangenehm und stören immens unseren Lebensfluss. Eben noch reiten wir geschmeidig auf einer Welle und im nächsten Augenblick reißt uns eine andere zu Boden.
Im „Normalfall“ würde ich sagen: schütteln, aufstehen, Krone richten/sich sortieren und weiter gehts. Aber das trifft nicht auf alle Situationen zu, denn es gibt Monsterwellen, die mehr zerstören und anrichten als uns lieb ist. Manchmal sind das auch Monsterwellen unserer Lieben, die uns ebenfalls heftig mitreißen können. Wir wünschen uns in solchen Situationen nichts mehr als unser altes Leben zurück. Doch das ist unmöglich und ehrlich gesagt auch nicht sinnvoll, denn bei genauer Betrachtung dieser unangenehmen Umstände liefern sie nicht nur Schmerz und Schwere, sondern stets lehrreiche und richtungsweisende Inhalte. Man muss sie nur erkennen können! Das geht sicherlich nicht, wenn wir im Schmerz uns gefangen halten, uns selbst bemitleiden oder andere dafür die Schuld geben und verantwortlich machen.
Das Leben bremst uns nicht einfach nur so aus, weil es gerade Lust dazu hat. Es hat seine Gründe, die im Leben selbst verborgen liegen. Wir können es nur erahnen, indem wir uns anschauen, was es uns lehrt und was es uns aufzeigen möchte.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie lange Menschen ihre Augen davor verschlossen halten, obwohl das Leben nach Veränderung schreit und schon längst angefangen hat, sich aus den Angeln zu heben. Als Beispiel:
Immer mehr Mitarbeiter kündigen und gehen. Einige Menschen wenden sich von einem ab und das Leben legt einen Felsbrocken nach dem anderen in den Lebensfluss. Doch immer noch bringen sie das Geschehene nicht mit sich in Verbindung.
„Was soll das schon mit mir zu tun haben?“
Statt sich die Lebensumstände anzusehen, suchen Sie sofort nach einem Schuldigen und nach Ablenkung…im nächsten Kaufrausch, der nächsten Party oder (um bei dem Beispiel zu bleiben) stellen ganz schnell neue Mitarbeiter ein, damit der Schein nach außen bewahrt wird – ohne sich selbst und die Umstände zu hinterfragen.
Wenn uns das Leben ausbremst, dann sagt es:
Stopp!
Bleibe stehen!
Schaue genau hin!
Was hast du übersehen?
Was ist da los in deinem Leben?
Was hat dazu geführt?
Was sind die wahren Gründe?
Innerhalb meiner Geschichte lag vor kurzem ein Familienmitglied sehr lange auf Intensivstation. Die vorausgegangene Operation war so schwerwiegend, dass wir ihn über Monate dort besuchten. Die Energien auf dieser Station waren sehr besonders und ich konnte spüren, wie er immer wieder die Seiten wechselte – zwischen Diesseits und Jenseits.
Aufgrund seiner drastischen Lebensveränderung veränderte sich mein Leben ebenso und geriet völlig durcheinander. Ausgebremst.
Wie schnell das Leben sich von einer auf die andere Sekunde komplett verändern kann, ist immer wieder krass – für uns alle übrigens. In einem Moment schmieden wir noch Pläne für die nächsten Tage, während im nächsten Augenblick nur noch das Jetzt zählt.
Ich vergleiche das Leben oft mit einem „Mensch ärgere dich nicht Spiel“. Eben noch haben wir alle Figuren auf den Weg gebracht und sind voll im Flow, ist im nächsten Moment das Spiel für die ein oder andere Figur schon wieder zu Ende.
Bevor wir anfangen zu spielen, wissen wir allerdings, dass wir uns ärgern werden, dass wir geschmissen werden können, dass wir evtl. nicht alle Figuren nach Hause bringen, wir dennoch Freude haben werden, wahrscheinlich auch viel lachen müssen, aber eben auch verzweifelt sein werden, weil wir nur Einser würfeln oder andere vielleicht besser sein werden als wir.
Genau so funktioniert das Leben auch, denn als Seele oder als DAS, was wir wirklich sind, haben wir gewusst, auf was wir uns hier einlassen, bevor wir angetreten sind. Wir haben es nur vergessen. Und das nicht nur in diesem Spiel. Das Vergessen ist Teil des Spiels – es ist sogar der Sinn des Spielens.
Spätestens wenn es „Game Over“ heißt, wachen wir auf und erinnern uns an die Spielregeln, die uns vor Antritt des Lebens vollkommen bewusst waren. Bis zum Game Over (den Tod) oder dem Erwachen (vom Ich) leiden wir, weil wir so sehr mit dem Inhalt des Spiels beschäftigt sind und mit unserer Rolle identifiziert sind.
Bremst dich also das Leben aus, wisse das Leben ist nicht gegen dich! Es zeigt dir vielmehr, dass du nicht derjenige bist, der die Spielregeln aufstellt, aber dass du dem Leben, so wie es sich ereignet, zugestimmt hast. Hier sind wir wieder bei den sogenannten Knotenpunkten, von dem ich im letzten Blog geschrieben habe. Als Mensch bist du von vielen Dingen, die sich in deinem Leben ereignen, überrascht. Manchmal freudig erleichtert, doch oft auch traurig und verzweifelt – je nach Knotenpunkt. DAS, was du allerdings wirklich bist, ist nie überrascht!
Bei genauer Betrachtung steckt hinter jedem Ausbremsen ein Geschenk in Form von Erkenntnis und Wachstum. Hat dich das Leben in Form eines heftigen Schicksalsschlags ausgebremst (gefickt, wie man so sagt), durch den Tod eines geliebten Menschen, ein Partner, der dich verlässt, der Job, der dir überraschend gekündigt wird, ein schwerer Unfall, der dich seither körperlich einschränkt oder eine lebensbedrohliche Diagnose, die dir mitgeteilt wird, dann wisse, dass du nichts falsch gemacht hast! Und auch nicht der andere und schon gar nicht das Leben! Was auch immer geschehen ist, es handelt sich nicht um ein Versehen. Du als Spielfigur (Mensch) kannst nur nicht dahinter sehen, warum dies passiert.
Wenn mir als Nina etwas Heftiges im Leben widerfährt, dann suche ich stets die Stille auf, um völlig neutral auf „meine“ Lebensgeschichte zu blicken und klar zu sehen. Früher brauchte ich dazu jede Menge Rückzug, um mich nach innen zu richten. Heute geschieht es schon, während es passiert. Die Innenschau geschieht quasi direkt. Denn die Stille ist niemals leer, sondern voller Antworten.
Der Schmerz bleibt mir jedoch nicht erspart. Den gilt es auch für mich zu fühlen. Je extremer man allerdings mit der Figur identifiziert ist, desto krasser der Schmerz und umso länger das Leid.
Wenn du Leiden verkürzen möchtest, dann begebe dich in die Stille. Der Ort, an dem dein Ego mit seinen ständigen Bewertungen keinen Zutritt hat. Erlaube dir hier auf dein Leben ohne Filter zu blicken. Also nicht aus der Perspektive der Person, sondern der Seele. Wenn du diese Verbindung herstellst, bekommst du eine komplett andere Sichtweise über das Leben. Du siehst sogar deine Mitmenschen anders – eben ohne Filter! Du siehst durch ihre Masken und Schichten durch und gehst in die direkte Verbindung zu ihrem wahren ICH. Es ist ein reines direktes Sehen.
Was also in Stille passiert ist, dass man dem Leben nicht die Bedeutung gibt wie auf der persönlichen Ebene. Man sieht auf eine Lebensgeschichte, nicht auf „meine“. Und schon fühlt es sich leichter an. Ein Ausbremsen wird somit nicht persönlich genommen, da ein ganzheitlicher Blick entsteht ohne Wertung. Die Dinge geschehen, wie sie jeweils mit der Geschichte der Person in Verbindung stehen und darauf haben wir als Mensch keinen Einfluss, weil uns das ganzheitliche Wissen darüber fehlt. Aber das, was wir wirklich sind, ist in alles involviert und deshalb nie überrascht. Das ist der Teil in dir, der vollkommen einverstanden und okay damit ist, was auf der Lebensbühne erscheint.
Deswegen vergiss nicht, dass sich das, was auf der Weltenbühne sich zeigt, ebenfalls nur ein Spiel ist. Ich erwähne dies immer wieder, weil es schnell in Vergessenheit gerät, da das Außen so unsagbar laut und scheinbar real ist. Verweile so oft du kannst in der Perspektive, der Draufsicht, dann löst du dich von Verstrickungen und die Weltenbühne macht dir keine Angst, kann sie noch so dramatisch und chaotisch erscheinen. Ob die Menschen von links nach rechts oder von rechts nach links sich bewegen, Kriege oder einen Virus und Krankheiten entstehen lassen – dies alles er-scheint nur auf der Bühne. Die meisten fallen darauf rein und lassen sich in die Masse hineinziehen, weil Angst blind macht und zum Mitmachen einlädt, um für das Richtige zu kämpfen. Aber wer sagt uns, was wirklich das Richtige ist? Beobachte die Energie der Menschen, wie sie sich verändert, wenn sie gegen etwas kämpfen, statt für etwas zu sein. Hier gibt es einen wichtigen Unterschied! Bekanntlich wird das, gegen was man kämpft, oft größer, in dem man seine Energie und Aufmerksamkeit schenkt. Bitte schaue genau hin!
Mit den Menschen Augen sehen wir immer nur einen winzig kleinen Ausschnitt von dem, was wir sehen wollen/können. Der Rest steht uns nicht zur Verfügung. Und trotzdem werden wir nicht müde, über unsere Mitmenschen und deren Leben zu urteilen. Ist das nicht verrückt? Ich erinnere gerne an das Schlüsselloch (letzter Blog), durch das wir als Mensch blicken und meinen die Welt zu sehen.
Wenn die Welt offenbar ganz anders ist, als sie uns erscheint, dann ist vielleicht vom Leben ausgebremst zu werden, gar keine Strafe?
Schon mal darüber nachgedacht?
Wie ein Schnellzug, der abrupt anhält, weil sich ihm etwas in den Weg stellt. Die Umgebung, die durch die Schnelligkeit vorher unscharf war und an einem vorbeizog, wird auf einmal farbenfroh, klar und lebendig. Das Ausbremsen macht es erst möglich, die Dinge wirklich zu sehen, wie sie sind. Keine Hetze, keine Eile mehr, nur noch Stille. Aus dieser Stille entsteht Klarheit über diesen Moment, der nicht anders sein kann als wie er ist.
Hat vielleicht doch alles seine Richtigkeit?
-oneLove-