„Wahre Meditation findet im Alltag statt

und das Leben mit all seinen Facetten ist unser Lehrer“

Jeff Foster

   

Das neue Jahr ist noch frisch und es lädt uns dazu ein, zu sehen, wo und wie wir im Leben stehen.

Früher bestand mein Alltag aus mindestens zwei Mediationen am Tag. Diese Meditationen waren eher eine Flucht aus dem Alltag, um in der Stille Kraft zu sammeln und mein wahres Selbst zu spüren. Praktizierte ich Yoga, kam noch eine Mediation obendrauf. Ich konnte mich gar nicht oft genug in diese Stille beamen, so laut und anstrengend empfand ich die äußere Welt.

Heute liebe ich die Stille immer noch, doch ich muss dazu nirgendwo mehr hingehen. Die Stille mit all ihren Antworten trage ich in mir und sie begegnet mir in allem und an jedem Ort. Ob auf der Yogamatte, beim Wäsche aufhängen, während ich in einer überfüllten U-Bahn stehe, beim Einkaufen im Supermarkt oder während ich einen Menschen beim Sterben begleite.

Die meisten spirituellen Sucher machen einen Unterschied zwischen Mediation/Yoga und ihrem Alltag. Dabei findest du im Alltag alles, wonach du in Stille suchst!

Damals tauchte ich in die Meditation ab, um Antworten zu finden. Heute braucht es kein Abtauchen mehr. Ich sehe die Themen, die sich in meinem Leben zeigen und weiß, warum sie da sind. Wobei, manchmal weiß ich es auch nicht, doch dann lasse ich sie einfach gewähren. Manche Themen mag ich, manche natürlich auch nicht. Was jedoch weggefallen ist, dass nichts mehr verändert werden muss. Kein Widerstand gegen das, was ist. Da ist eine natürliche Akzeptanz für das, was geschieht.

Grundsätzlich gilt für jeden von uns:

Alles, was in deinem Leben ist, dient dir (noch).

Ich weiß, man wäre manches gerne schon los, aber irgendwie landen gewisse Themen und Menschen immer wieder vor unserer Tür. Und wenn es auch nicht die gleichen Menschen sind, dann sind es sehr ähnliche Typen.

Warum ist das so?

Weil sie uns dabei helfen, einen gewissen Prozess zu durchlaufen und um zu fühlen, was gefühlt werden soll. Sind wir eines Tages damit durch, werden Themen und Menschen sich verabschieden. Sie verlieren immer mehr an Raum in unserem Leben und ziehen weiter.

Wenn also alte Freundschaften, alte Beziehungen, alte Partnerschaften und alte Themen sich nicht lösen, dann dienen sie dir noch! Bis sie IN dir in Harmonie gebracht wurden und einen Platz in dir haben, ohne Bewertung, ohne Etikett. Du spürst, wenn du damit durch bist und es dich nicht mehr berührt, dann hat es ausgedient und darf gehen.

Die Reise geht weiter….

Wenn ich mit Menschen zusammen bin, die am Ende ihrer Reise angekommen sind, wundert es mich jedes Mal, wie wichtig wir diese Reise nehmen, wo wir doch wissen, dass sie eines Tages zu Ende ist, teilweise schneller als wir denken.

Warum genießen wir das Leben viel zu wenig? Warum arbeiten wir immer auf irgendetwas hin? Wochenenden, Urlaub, Erfolg, Karriere, Rente? Das kann doch nicht der Sinn von Leben sein? Wir rennen stets irgendetwas hinterher und dadurch an dem vorbei, worum es geht. Das Jetzt. Hier. Es geht weder um eine Vergangenheit noch um eine Zukunft! Wir hören das und vergessen es wieder.

Konfuzius sagte: „Der Weg ist das Ziel.“ Wir alle benutzen diesen Spruch und doch leben wir genau andersherum. Stecken uns möglichst viele Ziele und suchen uns Wege dorthin. Am besten sollten sie noch schnell und zackig zu erreichen sein, damit das nächste Ziel angesteuert werden kann. Wir sind so auf das Ergebnis fokussiert, dass wir das eigentliche Leben gar nicht genießen.

FÜR WEN UND WAS BITTESCHÖN???

An den Ort oder besser gesagt in die Sphäre, wo wir wieder hingehen, bekommen wir weder Treuepunkte noch Fleißbilder. Es werden uns auch keine Medaillen verliehen für besonders viel Ehrgeiz und erreichte Ziele. Ganz im Gegenteil, wir bekommen Nichts! Für was und wen dann der ganze Stress? Damit eines Tages auf meinem Grabstein steht: „Sie war ganz besonders tüchtig“?!?

Wir hören das nicht gerne, denn unser Leben soll schließlich einen Sinn haben, es geht doch darum, so viel wie möglich mitzunehmen oder nicht? Ach nee, wir können ja gar nichts mitnehmen – weder Dinge noch Erfahrungen. Doof, aber auch!

Was, wenn es um gar nichts geht?

Was, wenn das alles hier ziemlich sinnbefreit ist?

Was, wenn es wirklich nur darum geht zu atmen, zu leben und irgendwann zu sterben?

Bevor sich die Durchschau, wie ich sie in meinem Buch nenne, einstellte, mutierte ich zu einem Spirit-Junkie. Wie schon anfangs erwähnt, meditierte ich 2–3-mal am Tag und praktizierte verschiedene Techniken, um endlich zu meinem wahren Selbst zu gelangen. Immer musste ich erst wohin kommen. Mit der Durchschau ist alles von mir abgefallen und ich bin stets schon da, wo ich hinmöchte. Immer zu Hause. Immer auf dem Weg. Immer auf der Reise. Nirgendwo muss ich mehr ankommen, weil ich ja schon da bin, wo ich zu sein hab. Daher sind auch sämtliche Vorstellungen und Ziele weggefallen, da sie nicht mehr gebraucht werden und nichts erfüllt werden muss.

Es offenbart sich nur DAS: Was ist jetzt dran? Was zeigt sich? Jetzt.

DAS ist die totale Befreiung aus einem ruhelosen, anstrengenden Leben hinein in die absolute schlichte Einfachheit. Statt mehr zu wollen, mehr zu kämpfen, um mehr zu erreichen, wird alles eher runter reduziert und natürlich gelebt. Nicht ich lebe das Leben. Das Leben lebt mich! Das gilt für uns alle! Es wird nur durch die Identifizierung mit der Person verwechselt und das ist das große menschliche Dilemma!

Ich brauche keine Story mehr. Eine Story mit möglichst viel Inhalt. Durch das Wegfallen oder das Wegbewegen aus der Geschichte der Nina B., offenbarte sich „mir“ das Leben, wie ich es vorher nicht wahrnehmen konnte, weil ich mir selbst durch ständiges Bemühen und Selbstoptimierung im Weg stand.

Ich schreibe das nicht, weil ich etwas Besonderes bin oder etwas Besonderes bekommen habe. Ganz im Gegenteil. Das fiel alles weg!

Ich werde nicht müde darüber zu schreiben, weil ich sehe, dass es den meisten Menschen so geht. Wir sind so oft im Leid gefangen, weil wir mit unseren Geschichten verhaftet sind und deshalb denken, nie gut genug zu sein und immer noch etwas zu brauchen (von, was auch immer). Das Leben zeigt uns stets, WIE ES IST und wir Menschen mit unserem Verstand antworten darauf: „Okay, reicht aber nicht.“

Das ist absolut ver-rückt! Wir rücken immer von der Ganzheit in die Trennung. 

Ganzheit bedeutet, in Freiheit zu leben, und diese liegt unmittelbar vor uns – in dem, WAS IST.

Trennung bedeutet, sich als separates Individuum zu sehen – eingeschränkt und unvollständig. Gefangen im Ego-Bewusstsein und im Mangelgefühl.

In der Ganzheit ist alles (schon) gut so, wie es ist. Nichts braucht anders zu sein.

In der Trennung müssen wir viel dafür tun, um zu bekommen und um jemand zu werden.

Unser Verstand (Ego) findet ein Leben in Ganzheit doof. Da gibt es für ihn kaum etwas zu tun.

Denn hier sind wir schon am Ziel. Jeden Tag. Jede Stunde. Jede Minute. 

Mitten im Alltag. Mitten auf dem Weg – im Jetzt. Das ist schon das Ziel!

Spürt ihr die Leichtigkeit und Freiheit dieser Worte?

Holt euch hier immer wieder radikal zurück!

Das ist wahre Meditation.

Leben ist nur anstrengend, wenn ich denke, mich einmischen zu müssen. Von der Perspektive der Ganzheit aus sehe ich, dass sich das Leben von selbst lebt. Was uns in Trennung fehlt, ist Vertrauen! Vertrauen ins Leben, in DAS, WAS IST. Wir zweifeln und hadern mit dem, was uns das Leben gibt, weil wir es bewerten und einteilen in GUT und SCHLECHT, WILL ICH HABEN UND WILL ICH NICHT HABEN. Doch egal was sich zeigt, geht dich an und ist jetzt dran. Mehr musst du gar nicht wissen.

Wie schon am Anfang, in dem Zitat von Jeff Foster erwähnt, ist das Leben mit all seinen Facetten unser Lehrer! Und es wird für dich nur die Aufgaben bereithalten, die du benötigst, um zu wachsen, denn innerhalb unserer Geschichte geschieht scheinbar Wachstum – mehr oder weniger. Wachsen kann oft schmerzhaft sein, doch danach folgen Erkenntnisse gepaart mit neuer Lebenskraft. Ganz automatisch geschieht dies. Deshalb kümmere dich nicht um Ziele, sondern sei einfach auf dem Weg. Höre nur auf, deinen Weg mit anderen zu vergleichen, – sonst kreierst du wieder Leid.

Egal was du tust, nichts ist besser und nichts ist spiritueller. Folge nur der Freude! Nur darum geht es. Dann bist du richtig. Verspürst du keine Freude mehr, ist es wohl Zeit, alte Pfade zu verlassen. Achte nur darauf, ob es Flucht ist aus einer unangenehmen Situation oder ob das Kapitel (Prozess) wirklich abgeschlossen ist?! Das eine will der Kopf und das andere sagt dir die Intuition. ; )

-oneLove-